v.l.n.r. Dr. Michael Sternbeck, dm-drogerie markt, Prof. Dr. Andreas Holzapfel, Hochschule Geisenheim, und Laudator Thomas Fell, GS1 Germany

Wissenschaftspreis für die Beste Kooperation 2019, dotiert mit 20.000 €
Prof. Dr. Andreas Holzapfel, Hochschule Geisenheim, und Prof. Dr. Heinrich Kuhn, Kath. Universität Eichstätt-Ingolstadt: „Verbesserung der Bestandsqualität im Einzelhandel“

Die Bestandsqualität als Erfolgsfaktor im Einzelhandel stärken

Automatisierte Bestellsysteme operieren mit den in den IT-Systemen der Händler hinterlegten Bestandsdaten. Die Systembestände weichen jedoch häufig von den tatsächlich verfügbaren Beständen in der Filiale ab. Diese Abweichungen führen in beiden Richtungen zu negativen Konsequenzen.

Ist zu viel Bestand eines Produkts im System hinterlegt, wird eine Nachbestellung zu spät oder ggf. überhaupt nicht ausgelöst. Es besteht die Gefahr von Regallücken und Umsatzverlusten. Ist zu wenig Ware im System notiert, werden Bestellungen zu früh ausgelöst. Überschüssige Ware füllt das Filiallager und es entsteht unnötiger Handlingsaufwand. In Zeiten des Omni-Channel-Handels und online verfügbarer Filialbestandsdaten für den Kunden gewinnt das Thema der Bestandsabweichungen merklich an Bedeutung.

Im Zentrum des Kooperationsprojektes standen zunächst die Fragen nach dem Ausmaß des Phänomens der Bestandsungenauigkeiten im Einzelhandel und den Ursachen für die Abweichung zwischen System- und physischem Filialbestand. Ziel des Projekts war es dann, Verfahren zu entwickeln und zu evaluieren, durch deren Anwendung Bestandsungenauigkeiten in den Filialen systematisch bereinigt werden können.

Die Basis der Untersuchung bildete eine empirische Erhebung mit Hilfe von 50 Logistikstudierenden. Die Studierenden zählten in zehn Filialen von dm-drogerie markt über acht Wochen regelmäßig 600 repräsentativ ausgewählte Produkte und kamen zu dem Ergebnis, dass ein signifikanter Anteil der gezählten Produkte zum Teil merkliche Bestandsungenauigkeiten aufwies, wenn auch niedriger, als es ähnliche Studien etwa in den USA zeigten.

Die Gründe für die Abweichungen sind vielfältig. Die Fehlerverteilung ist nahezu symmetrisch, Überbestände sind demnach gleich häufig vorzufinden wie Unterbestände.

Auf Basis der gesammelten Erkenntnisse wurden mathematische Methoden entwickelt, um aus den System- und Umsatzdaten gezielt Hinweise zu geben, welche Produkte zu welchem Zeitpunkt abseits der regelmäßigen Inventur gesondert gezählt werden sollten.

Auf Basis der Projektergebnisse können Produkte mit einer hohen Wahrscheinlichkeit von Bestandsabweichungen tag- und filialgenau erkannt werden. Für diese Artikel werden in den Filialen tägliche Zähllisten erzeugt. Zudem half die Studie dabei, mögliche Fehlerquellen in der Filiale oder der vorgelagerten Supply Chain zu evaluieren und mittels präventiver Maßnahmen gezielt zu vermeiden.

 

„Nichts ist so praktisch wie eine gute Theorie!“ – Das von Professor Kuhn von der KU Eichstätt-Ingolstadt und Professor Holzapfel von der Hochschule Geisheim gemeinsam mit dm-drogerie markt durchgeführte Kooperationsprojekt liefert mit seinen wissenschaftlich fundierten Ergebnissen einen signifikanten Hebel für Kosten- und Prozessoptimierungen im Handel zur Steigerung des Kundennutzens.“

Dr. Michael Krings, Jury-Vorsitzender,
Partner & Managing Director Logsters Management Consulting GmbH