Susanne Sorg, Neues Jury-Mitglied beim Wissenchaftspreis

Mit Susanne Sorg sitzt dieses Jahr ein neues Jury-Mitglied am Tisch des Auswahlgremiums. Die Diplomkauffrau nennt den Handel ihre berufliche Heimat und freut sich darauf, in ihrer neuen Funktion Erfahrungen und Wissen weiterzugeben.

Warum sind Sie in den Handel gegangen – Was fasziniert Sie an Ihrem Beruf?

Hand aufs Herz: In den „Handel“ bin ich eher zufällig gerutscht. Ich habe nach dem Studium (BWL/Jura) die ersten Jahre für die 3M Deutschland GmbH gearbeitet, bin also in der Industrie gestartet und erst ein Anruf der Metro Group hat mich auf den Handel als potentiellen Arbeitgeber aufmerksam gemacht. Nach mehr als 20 Jahren im Handel ist das meine berufliche Heimat und ich möchte in keiner anderen Branche arbeiten, da das Geschäft noch immer von „Menschen für Menschen“ gemacht wird – trotz aller Digitalisierung. Es gilt den Kunden zu verstehen, zu erreichen, zu begeistern und dies in sinnvolle Konzepte zu gießen. Das ist die große Herausforderung, der wir uns im Handel stellen, vor allem im Mittelstand. Heute fasziniert mich an meiner Aufgabe vor allem, Antworten auf und Lösungen für die unglaubliche Geschwindigkeit zu finden, mit der sich die Transformation der Geschäftsprozesse vollzieht.

Welche Persönlichkeitseigenschaften haben Ihre Karriere voran gebracht?

In einem Satz „konsequent die letzte Meile gegangen zu sein“. Dazu braucht es Disziplin und ein gesundes familiäres Umfeld. Ich habe lernen dürfen, bin behutsam aufgebaut worden und habe über viele Jahre Grundwerte wie Respekt, Toleranz und Akzeptanz erfahren dürfen.
Ein Großteil meiner heutigen Arbeit ist die Aufgabe, Menschen zu führen. Um das tun zu können, kommt es vor allem darauf an, die „richtige“ Sprache zu sprechen und damit meine ich nicht die Landessprache, sondern vielmehr, dass ich meine Mitarbeiter, Kollegen, Handelspartner, Kunden, etc. verstehe, im Umkehrschluss aber auch ich verstanden werde. Das Spiel zwischen Gas und Bremse, zwischen loslassen und festhalten, zwischen Richtung-geben und Veränderung zulassen sind die Eigenschaften, die ich beherrsche und die mich in meiner Karriere voran gebracht haben.

Warum engagieren Sie sich in der Jury des Wissenschaftspreises?

Ich hatte das große Glück, in meiner Karriere stets sehr gut gefördert worden zu sein. Das war bei 3M, Metro und Tchibo der Fall und ist es auch bei EK-Servicegroup. Ich bin der Meinung, es ist für mich an der Zeit, mein Wissen und meine Erfahrung einzubringen und weiterzugeben. Ich habe als junge Frau davon profitieren können, dass Kollegen sich Zeit für mich genommen haben und nun ist es an mir – mit Grundwerten im Rücken – Selbiges zu tun. Das macht mich froh und ich freue mich sehr über die Berufung in die Jury des deutschen Wissenschaftspreises.

Der Handel hat es als potentieller Arbeitgeber bei Hochschulabsolventen nicht leicht. Was hat die Branche jungen Akademikern heute zu bieten?

Handel ist Wandel – der Spruch ist zwar alt, trifft es aber heute besser als je zuvor. Überspitzt formuliert, kam früher „der Kunde zur Ware“, heute kommt die „Ware zum Kunden“. Mit der zunehmenden Digitalisierung hat der Wandel in der Arbeitswelt des Handels eine neue Dimension erreicht: Der B2C Online-Handel wächst stabil weiter und hat im Non-Food-Bereich zum Teil bereits einen Marktanteil von etwa einem Viertel und mehr erreicht. Inzwischen sprechen wir nicht mehr von „mobil first“, sondern von „mobil only“. Begriffe wie customer centricity, omnichannel business, digitisation waren vor 10 Jahren unbekannt.

Wir wissen, dass die Kunden von zunehmender Bedeutung sind, die sowohl Online wie Offline einkaufen. Sie sind kaufkräftiger und erwarten auf allen Einkaufskanälen ein vergleichbares Niveau an Übersichtlichkeit und Service. Zudem werden die mit digitalen Medien aufgewachsenen Generationen bald die Mehrheit der Bevölkerung stellen. Sie nutzen Smartphones und Tablets besonders intensiv und sind ohne digitale Anwendungen nur schwer vom Handel erreichbar. Außerdem haben sie andere Bedürfnisse (z.B. Nachhaltigkeit, Convenience, Personalisierung) und möchten rasch, nahtlos und kanalübergreifend bedient werden.

Durch die Digitalisierung vollziehen sich Veränderungen rasant und unser Ziel sollte sein, mit einer Strategie dieser digitalen Herausforderung bestmöglich zu begegnen – nicht eine kurzfristige Digitalstrategie zu verfolgen. Auch deswegen ist der Handel eine spannende und zukunftsweisende Branche für junge Akademiker und Wissenschaftler, egal ob es um Logistik, Beschaffung, IT oder HR geht. Das Feld ist groß und guter Nachwuchs zwingend erforderlich.

(Inga Köster)

Die Diplom-Kauffrau Susanne Sorg startete ihre Karriere in der Industrie und wechselte nach fünf Jahren in die Handelsbranche. Nach einer längeren Station bei der Metro Group, arbeitete Sorg auch für Tchibo, anschließend für die GS1 Germany und ist heute im Vorstand der EK/Servicegroup.

Nach mehr als 20 Jahren im Handel sieht sie dort ihre berufliche Heimat und ist besonders von der schnellen Transformation der Geschäftsprozesse fasziniert. In ihrer Funktion als neues Jury-Mitglied möchte Sorg etwas zurückgeben, was zu Beginn ihrer Karriere auch mit ihr geteilt wurde: Wissen und Erfahrung.